Mythos, Film, Skandal

Cover: Filmblatt Nr. 43/2010Noch ein Nachtrag: Im Filmblatt (Nr. 43) erschien ein Beitrag von mir über einen Filmskandal, mit dem Anfang 1930 in Bayern auf eine vermeintliche Herausforderung regionaler geschichtlicher Identität reagiert wurde.

Wilhelm Dieterle stellt in seiner Filmbiografie „Ludwig der Zweite, König von Bayern“ von 1929 den „Märchenkönig“ als einen von seinem Innersten getriebenen Menschen vor, der an den Zwängen des Amtes und einem intriganten Umfeld scheiterte. Fast 50 Jahre nach dem mysteriösen Tod des Monarchen berührte das Thema immer noch tief das bayerische Selbstverständnis. Rechte Verbände und die bayerische Regierung liefen Sturm gegen den Film, obwohl ihn noch niemand gesehen hatte. Der Filmskandal verschärfte sich, als die Münchener Polizei trotz reichsweiter Zulassung ein örtliches Verbot aussprach. Der Fall schildert eindrücklich, wie sich regionale Identitäten ihrer selbst versichern und allen vermeintlichen Gefährdungen durch einen Film zum Trotz gestärkt aus dem Konflikt hervorgehen.

Mythos, Film, Skandal. Wilhelm Dieterles Filmbiografie „Ludwig der Zweite“ (1929) als Streitfall regionaler Identitäten, in: Filmblatt 17 (2010), H. 43, S. 45-64.